Solmisation

Die Solmisation bezeichnet jene Methode, nach der Gregorianik gesungen werden. Ihr Name leitet sich von einer Zuordnung der Töne nach den Tonsilben ab. Mittlerweile wird zwischen „relativer“ und der „absoluter“ Solmisation unterschieden, wobei für die Gregorianik nur die relative Solmisation Relevanz hat.

Was ist die Solmisation?

Solmisation - Guidonische HandBei der Solmisation handelt es sich um eine Methode, die Tonstufen eines Gesanges auf bestimmten Silben zu singen. Die Töne wurden dazu nach den Tonsilben benannt. Das Verfahren geht auf den italienischen Benediktinermönch Guido von Arezzo (992-1050) zurück, der den sechs Tonstufen des mittelalterlichen Hexachordes sechs verschiedene Tonsilben zuordnete: ut (später zu do umbenannt), re, mi, fa, sol und la (erst um 1600 wurde eine siebte Silbe si ergänzt). Sie wurden benannt nach den ersten Tonsilben am Beginn der Halbzeilen des mittelalterlichen Vesperhymnus „Ut queant“ zu Ehren Johannes des Täufers. Dabei betrug der Abstand zwischen mi und fa einen halben und zwischen den übrigen Tonstufen jeweils einen ganzen Ton. Das Tonsystem wurde mit Hilfe der Guidonischen Hand im 12. Jahrhundert gelehrt.

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Johannes-Hymnus „Ut queant laxis“ als Gregorianischer Choral zum Anhören


Wie funktioniert die Solmisation?

In der Gregorianik wird allein die mittelalterliche Tonreihe do-re-mi-fa-sol-la-si verwendet, da nur diese – im Gegensatz zu den temperierten Intervallen am Instrument – von der menschlichen Stimme gesungen werden kann. Diese nichttemperierte Tonreihe lässt sich am einfachsten mittels einer Tontreppe merken, auf der alle Ganz- und Halbtonschritte eingetragen sind:

Gregorianik - Solmisation - Tontreppe
Tontreppe

Zwischen mi/fa sowie (3./4. Stufe) zwischen si/do (7./8. Stufe) liegen jeweils immer ein Halbton. Wird als ausgehender Grundton nicht das do gewählt, so ändern sich entsprechend auch die Stufen, auf denen die beiden Halbtonschritte mi/fa und si/do liegen. In folgendem Video erklären die Klarissen aus Paderborn die Funktionsweise der Tonleiter sehr anschaulich: Einüben der Dur-Tonleiter und ihrer Stufen.

Tipps!

  • Die Tonreihe do-re-mi-fa-sol-la-si-do sollte durch Auswendiglernen in Fleisch und Blut übergehen. Als Orientierung kann zudem die Dur-Tonleiter c-d-e-f-g-a-g-h-c dienen, die analog verläuft (siehe Tontreppe).
  • Es empfiehlt sich die Tonstufe von oben nach unten zu lernen: do-si-la-sol-fa-mi-re-do, weil sich beim Singen so einfacher zum Grundton zurückfinden lässt.

Vorgehensweise zum Bestimmen des Anfangstons

Was muss ich tun, um den Anfangston eines Chorals zu bestimmen? Es empfiehlt sich nach folgender Anleitung vorzugehen:

  1. Der Notenschlüssel am Beginn eines Chorals zeigt an, mit welchem Ton begonnen wird: Steht der C-Schlüssel am Anfang einer Notenzeile, so befindet sich do auf der Linie des Notenschlüssels. Dahingegen markiert der F-Schlüssel das fa auf der Notenlinie.
  2. Ausgehend von do oder fa auf der durch den Notenschlüssel angezeigten Notenlinie wird nun der Anfangston bestimmt, der den Beginn des Chorals markiert. Hierzu wird die Tonleiter in Gedanken bis zum Anfangston (erster Ton nach dem Notenschlüssel) durchgegangen, dessen Höhe überall auf der Notenlinie liegen kann und somit nicht an die Höhe des Notenschlüssels gebunden ist.
  3. Sobald der Ton gefunden wurde, kann in den Gesang eingestimmt werden.

 

Quellen:

  • Johner, Dominicus: Neue Schule des Gregorianischen Choralgesanges; Regensburg ⁶1929, S. 4ff.
  • Klöckner, Stefan: Handbuch Gregorianik. Einführung in Geschichte und Praxis des Gregorianischen Chorals; Regensburg ⁴2018, S. 8.